Buchbesprechung: The Secret History of Dreaming von Robert Moss

Christoph Gassmann, 2009

Secret History of Dreaming

Robert Moss wurde in Australien geboren, lebt heute aber in den USA. Er war Philosophie- und Geschichtslehrer, vielgereister Korrespondent und ist Schriftsteller von Sachbüchern und Belletristik. Nach schwerer Krankheit in der Kindheit entwickelte sich bei ihm eine ausgeprägte träumerische Begabung, wie sie sonst bei Schamanen zu finden ist. Dies ist wichtig anzumerken, denn diese Eigenschaften bilden alle die Grundlage dieses interessanten und gut lesbaren Buches.

Es ist Robert Moss’ Anliegen aufzuzeigen, welche Rolle das Träumen nicht nur im individuellen, sondern auch im kulturellen, wissenschaftlichen und geschichtlichen Kontext spielt und spielte. Dabei fasst er den Begriff Traum etwas weiter. Er beinhaltet nicht nur den nächtlichen Traum, sondern auch den Tagtraum, die Vision und die wache Vorstellungskraft. Dabei stützt er sich auf ausgedehnte eigene Recherchen und bleibt dabei nicht bei der reinen Aufzählung stecken. Es gelingt ihm immer wieder mit seiner erzählerischen Fähigkeit ein anschauliches und spannendes Bild des Kontextes zu entwickeln, in dem die Träumer, meist bekannte oder berühmte Leute, auf ihre Träume, Visionen und ihre Vorstellungskraft achteten und ihr Handeln nach ihnen richteten. Dabei ist auch gut zu erkennen, dass Moss nicht nur aus der Perspektive des Historikers oder des Erzählers schreibt, sondern aus derjenigen des begabten und erfahrenen Träumers.

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil beschreibt Moss, wie indianische Kulturen mit Träumen umgegangen sind und es heute noch tun. Im zweiten Kapitel untersucht er die Thematik der Traumdeutung von Artemidor bis zu Freud. Im dritten Kapitel wird der Stellenwert des Traumes in verschiedenen Religionen dargestellt. Im vierten Kapitel steht die Thematik von Traum und Heilung im Zentrum. Im fünften Kapitel geht Moss auf die Bedeutung von träumerischer Inspiration bei Schriftstellern ein. Das sechste Kapitel ist eine Sammlung von Ereignissen, wo Träume eine wichtige Rolle spielten, von den amerikanischen Gründungsväter, über die Entdeckung einer der grössten Ölquellen im nahen Osten, über Träume von Popstars bis zum imaginativen Training, wie es in einigen Sportdisziplinen angewendet wird. Der zweite Teil ist einigen bekannten Persönlichkeiten gewidmet, bei denen Träume, Intuition, Vorstellungskraft und Synchronizität eine wichtige Rolle gespielt haben. Es sind dies Jean d’Arc, die visionäre Kriegsanführerin; Lucrecia de Léon, die Seherin von Madrid zur Zeit der spanischen Armada; Harriet Tubman, die erfolgreiche amerikanische „Schaffnerin“ der „Untergrund Eisenbahn“, welche zahlreiche Sklaven in den freien amerikanischen Norden brachte; Mark Twain, der bekannte amerikanische Schriftsteller; Wolfgang Pauli und C. G. Jung, die zusammen die Synchronizität und die psychoide Natur der Materie erkundet haben; und schliesslich Winston Churchill, der eine stupende historische Vorstellungskraft hatte.

Das Buch zeigt eindrücklich, das Träume in der Menschheit immer wieder eine wichtige Rolle spielen, dass dies aber in unserer sehr rationalen Kultur viel zu wenig gewürdigt und anerkannt wird. Robert Moss beschliesst es im Epilog mit der Aufforderung, unsere träumerischen Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen entschieden zu fördern, da sie, wie im Buch aufgezeigt, seherische und heilerische Qualitäten haben können. Auch hält es Moss für notwendig, dass die menschliche Geschichte vertieft danach untersucht wird, welche Rolle die Träume in verschiedenen Kulturen und zu verschiedenen Zeiten gespielt haben. Denn dieses Wissen hilft uns, den Wert der Träume zu erkennen.

Christoph Gassmann, Horgen, Schweiz
traumring.info

Robert Moss: The Secret History of Dreaming
New World Library, Novato CA, USA
ISBN: 978-1-57731-638-1