Kinderträume

Christoph Gassmann, 2010

Kinder reden gerne und spontan über die beeindruckenden Träume und Erlebnisse der letzten Nacht, doch wir Erwachsenen sind nicht immer bereit, darauf einzugehen, sei es, weil wir uns selber nicht mit dem Thema Traum beschäftigen; sei es, weil wir kein Verständnis haben für solch nutzlose Gespräche; sei es, weil wir gerade etwas anderes erledigen müssen, oder weil wir andere Sorgen haben. Genau da setzt dieses Buch von Markus Salhab und Bianca Jäger ein. Es zeigt, wie das Gespräch über Träume eine neue Qualität in die Beziehung zwischen Eltern und Kindern bringen kann, die über das häufig fordernde, beurteilende und lenkende Verhalten der Eltern hinaus geht. So wird es für Eltern möglich, über das offene Zuhören einen neuen Zugang zum Erleben des Kindes zu entdecken.

Im Buch findet sich des Weiteren ein Kapitel über das Wesen der Träume. Da wird auf verständliche Art beschrieben, was für Bedeutungen der Traum im Laufe der Zeit hatte und hat. Die verschiedenen aktuellen wissenschaftlichen Meinungen werden auf eine wohltuend offene Art diskutiert und dargestellt, sodass dem Leser nach der Lektüre klarer wird, in was für Bedeutungszusammenhängen der Traum generell verstanden werden kann und in was für einem Zustand Körper und Geist sind, wenn wir träumen. Auch auf die Natur der Kinderträume, vom Kleinkind bis zum Pubertierenden, wird eingegangen.

Den zentralen Teil des Buches bildet ein Leitfaden, wie man ein Traumgespräch mit Kindern führen kann. Dazu gilt es als erstes, die Traumerinnerung zu fördern und den Traum überhaupt als Gesprächsthema in der Familie zu etablieren. Detailliert schildern die Autoren, wie man mit behutsamen Fragen zu den Einzelheiten der Traumgeschichte in den Traum einsteigt und mit dem Kind seine Gefühle und Gedanken während dem Traum erörtert. Auch wie sich das Kind im Traum verhält ist wichtig und zeigt oft Ähnlichkeiten mit dem Verhalten am Tag. Es ist interessant parallelen zwischen Traum- und Wachleben zu finden. So gelingt es spielerisch, die Bedeutsamkeit eines Traumes zu erhaschen, ohne dass man den Traum gleich „deuten“ muss oder soll. Den abschliessenden Teil des Buches bilden zahlreiche Protokolle von Traumgesprächen, die Eltern anhand des Leitfadens geführt haben. Das hilft dem Leser entscheidend, den Schritt von der Theorie zur Praxis zu vollziehen. Überhaupt finden sich im ganzen Buch viele praktische und klare Beispiele, die verdeutlichen, was die Autoren darstellen möchten.

Insgesamt scheint mir das Buch eine sehr taugliche Anleitung für Eltern und Pädagogen zu sein, um Gespräche mit den Kindern über ihre Träume zu führen. Den einen oder anderen Elternteil mögen solche Gespräche zudem anregen, seine eigenen Träume mehr zu beachten. Ich halte das Buch für sehr wichtig, weil das selbstverständliche Traumgespräch mit den Kindern dazu führen wird, dass der Traum in künftigen Generationen wieder mehr Beachtung findet.

Christoph Gassmann, Horgen, Schweiz
traumring.info

Markus Salhab + Bianca Jäger: Traumgespräche; Was Träume über das Seelenleben Ihres Kindes verraten; Heyne, München, 2010